Was wir wollen – Arbeit
Wir Jusos kämpfen für eine Gesellschaft, in der der Wert der Arbeit auch wieder gerecht entlohnt wird. Wir wollen weg von Dumpinglöhnen, die nicht zum Leben reichen, befristeten Verträgen unter schlechten Arbeitsbedingungen und der Ausschaltung von Arbeitnehmerrechten durch Werkverträge.
Der u. a. von uns Jusos vorangetriebene gesetzliche Mindestlohn ist für dieses Ziel ein richtiges und wichtiges Instrument. Leider haben wir die Erfahrungen gemacht, dass einige Arbeitgeber die neuen gesetzlichen Vorschriften austricksen oder als Ersatz für bestehende Tarifverträge betrachten. Wir stellen klar: der gesetzliche Mindestlohn ist die allerunterste Grenze für menschenwürdige Bezahlung und sollte nicht der Normalfall sein. Wir setzen uns für starke Betriebsräte und Gewerkschaften ein, die mit Arbeitgebern und ihren Interessenvertretern auf Augenhöhe gute Tarifverträge aushandeln.
Gerade wir als junge Generation stehen unter einem enormen gesellschaftlichen Druck: wir sollen Häuser bauen und Familien gründen, um unsere Sozialsystem zu stabilisieren. Dies gelingt uns aber nur, wenn wir für unser Leben eine gewisse Planbarkeit haben. Dazu gehört, dass das Normalarbeitsverhältnis wieder zur Regel wird. Wir wollen weg von der Ausnutzung von Leih- und Zeitarbeit. Auch muss das zeitlich unbefristete Arbeitsverhältnis wieder zum Regelfall werden. Zeitliche Befristungen dürfen nur in engen gesetzlichen Grenzen möglich sein.
Zur Planbarkeit der eigenen Zukunft gehört auch eine solidarische gesetzliche Rente, die Arbeitnehmer*innen vor Altersarmut schützt. Keine Rentnerin und kein Rentner muss mit 75 Jahren noch arbeiten gehen „müssen“, um Miete oder Lebensunterhalt bezahlen zu können.
Gerechter Lohn bedeutet für uns auch: Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit bei Mann und Frau. Wir setzen uns deshalb für eine konsequente Umsetzung und Ausweitung des Entgeltgleichheitsgesetzes ein. Damit wollen wir die noch immer klaffende Ungerechtigkeit in der Entlohnung von Männern und Frauen überwinden.
Für die, die über lange Zeit keinen Fuß auf dem ersten Arbeitsmarkt fassen können, aber trotzdem arbeiten wollen, setzen wir uns für die Schaffung eines öffentlich geförderten sozialen Arbeitsmarktes ein, der Langzeitarbeitslosen eine Perspektive auf sinnvolle, längerfristige Beschäftigung zu fairen Konditionen bietet.
Arbeit ist außerdem ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Integration der zu uns kommenden Flüchtlinge. Wer über die entsprechenden Qualifikationen verfügt oder sie hier erworben hat und als Arbeitnehmer etwas zu unserer Gesellschaft beitragen möchte, muss durch entsprechende Kurse und Vorbereitungsmaßnahmen auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Hierfür müssen Plätze in ausreichender Größenordnung bereitgestellt werden.
Arbeit 4.0
Die zunehmende Digitalisierung macht auch vor dem Arbeitsleben nicht halt. Moderne Kommunikationsmittel und -wege finden ihren Weg in die Arbeitswelt. Die zunehmende Automatisierung hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Entwicklung von Arbeitsbedingungen. Einige Tendenzen sind bereits jetzt erkennbar: verstärkter Ersatz von menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen- und Rechnerkapazitäten auf der einen Seite und ständige Erreichbarkeit von Arbeitnehmer*innen auf der anderen Seite. Diese Entwicklung wird als „Industrie 4.0“ bzw. „Arbeit 4.0“ bezeichnet und von Arbeitgeber- und Industrieverbänden als „Digitale Revolution“ gefeiert.
Wann auch immer in der Geschichte ein technologischer Fortschritt die Gesellschaft verändert hat, wurde er in geordnete Bahnen gelenkt, um die Bevölkerung vor den mit diesem Wandel verbundenen Gefahren und Risiken bestmöglich zu schützen. Dies war bei der Industrialisierung so und auch bei der Einführung des Automobils.
„Aus großer Technologie folgt auch große Verantwortung“ – mit diesem aus einem Kinofilm entlehnten Zitat könnte man daher die Aufgabe beschreiben, die der Politik bei der Gestaltung von „Industrie 4.0“ und insbesondere „Arbeit 4.0“ zufällt.
Auch die „Digitale Revolution“ braucht Grenzen. Arbeitnehmer*innen, die rund um die Uhr für ihren Arbeitgeber verfügbar sind, erhalten nicht die Möglichkeit, ihre Arbeit „auf Abstand zu halten“. Darunter leiden Familie und Freunde – und letztlich auch die psychische und physische Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Darüber hinaus muss auch darüber nachgedacht werden, was mit den Arbeitnehmer*innen geschehen soll, die durch Automatisierung in der Industrie ihre Arbeitsplätze dort verlieren. Wo sollen diese Menschen ihre neue berufliche Heimat finden? Welche Maßnahmen sind notwendig, um sie hierfür zu qualifizieren?
Wir Jusos betrachten diese Problematik nicht nur aus dem Aspekt der Finanzierung unserer Sozialsysteme heraus. Für uns steht vielmehr die menschenwürdige Arbeit im Vordergrund sowie der Respekt vor der Arbeitsleistung und die Wertschätzung der Arbeitnehmer*innen.
Arbeit verdient Respekt und Wertschätzung. Jede und jeder von uns ist ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, deshalb setzen wir uns für eine „barrierefreie Karriereleiter“, für einen gerechten Wert der Arbeit und für eine faire Entlohnung ein.