Alles Gute zum Geburtstag, liebe SPD!

Bericht von Jannes Tilicke, der momentan im Willy-Brandt-Haus ein Praktikum beim Parteivorstand macht

Wenn Nena, Samy Deluxe, die Prinzen, Konstantin Wecker und Roland Kaiser sich die Ehre geben, dann wird die älteste, demokratische Partei Deutschlands 150 Jahre alt. Natürlich durften dabei auch die Genossen aus dem Mühlenkreis nicht fehlen und sie erlebten ein rundum gelungenes Fest. Am Wochenende des 17. und 18. August fand in Berlin das „Deutschlandfest“ der SPD am Brandenburger Tor und auf der „Straße des17. Juni“ statt. Es wurde mit über 700 Künstlern auf vier Bühnen beworben.

Den musikalischen Anfang machte Samstags morgens der israelische Popstar Aviv Geffen, der den Zuschauern von einer riesigen Bühne vor dem Brandenburger Tor Lust auf mehr machte. Diese Hauptbühne nutzenauch weitere Stars, wie die Prinzen, Stefanie Heinzmann, Dick Brave & Band, Samy Deluxe als Herr Sorge und Nena. Auf einer zweiten Bühne spielten junge Künstler aus den verschiedenen Bundesländern. Zum Tanzen lud das Programm auf der Bühne C ein, denn auf ihr wurde hauptsächlich Salsa und Hip-Hop gespielt. Den Abschluss machten hier Fools Garden, die mit ihrem Song „Lemon Tree“ 1995 weltbekannt wurden. Etwas gemächlicher ging es hingegen auf der Kulturgartenbühne am Ende der Meile zu. Neben dem Babelsberger Filmorchester, gab der Liedermacher Konstatin Wecker das letzte Konzert seiner über zwei Jahre dauernden Tour und begeisterte die Zuhörer.

Zwischen den Bühnen präsentierte sich die Partei. So durften am Stand der Jusos, einem Oldtimerbus, Nazis „umgekegelt“ werden, am Stand des Ortsvereins Elmshorn, einem der ältesten Ortsvereine Deutschlands, konnte man Haferflocken, wie vor 150 Jahren herstellen und verschiedene „Mitmachforen“ und „Dialogboxen“ luden zu Diskussionen zum Parteiprogramm ein. Außerdem wurden die Besucher ermuntert ihre Stimme zu der Frage „Was soll die SPD in den ersten 100 Tagen nach ihrer Wahl umsetzen?“ abzugeben. Neben unzählige Ausstellern der verschiedenen Parteiorganisationen, waren natürlich befreundete Organisationen vor Ort. Verschiedene Gewerkschaften warben mit Petitionen für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns und auch für das leibliche Wohl war gesorgt: Bratwurstbuden, Crepesstände, Bierbuden und Eisverkäufer waren auf dem ganzen Gelände verteilt. Und schließlich sorgte das größte mobile Riesenrad Europas für den notwendigen Überblick über das Fest.

Geschichten für Groß und Klein im Lesezelt

In einem Lesezelt gab es Programm für die Kleineren und Kleinsten. Die NRW Ministerpräsidentin Hannelore Kraft las aus „Neues vom Franz“ vor, Parteivorsitzender Sigmar Gabriel die Verfolgungsjagd aus „Emil und die Detektive“ und Peer Steinbrück las mit seiner Frau aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Weil es sowohl Klein als auch Groß so gut gefallen hat, traf sich am Sonntag spontan die SPD Troika zusammen mit Schatzmeisterin Babara Hendricks und las „Die Bremer Stadtmusikanten“. Samstag Abend wurden große Texte der Sozialdemokratie von Bebel über Brecht bis Kaléko für die etwas älteren Gäste vorgetragen.

Im Debatten-Zelt stellten sich die Partei-Promis den Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Neben Vertretern der Parteispitze wie Sigmar Gabriel oder Andrea Nahles diskutierten auch die Mitglieder des Kompetenzteams von Peer Steinbrück hier.

So oder so traf man aber auf dem gesamten Gelände eine fröhliche Parteispitze, die ebenso begeistert, wie die meisten Besucher, sich gerne zu kurzen Gesprächen und einem Foto überreden ließen.

„Die SPD wird kämpfen“

Am Samstag um 16:00 Uhr sprach er endlich: Der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Kurz zuvor waren schon die Zugänge für das große Fest von der Polizei gesperrt worden. 300.000 Zuschauer wollten Steinbrück erleben, mehr waren für das Gelände nicht zugelassen. Steinbrück begann seine Rede mit einem historischen Rückblick. Er verwies darauf, dass die SPD ihre runden Geburtstage 1933 und 1963 am Brandenburger Tor nicht hat feiern können. Zum 50. Geburtstag, war die Partei durch die Nazis verboten, zu ihrem 100. Geburtstag durch die Kommunisten in der DDR.

Er sprach, von der 150 Jährigen Geschichte der Partei und den aktuellen Zielen. Seine Rede wirkt wie eine Kurzform des SPD Programms: NPD-Verbot, gleicher Lohn für Frauen und Männer, ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn, Gleichberechtigung Homosexueller, doppelte Staatsbürgerschaft. Steinbrück wetterte gegen die Waffenexporte unter der schwarz-gelben Regierung und er sagte jenen Satz auf den alle gewartet hatten: „Ich bewerbe mich Kanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden.“ Lauter Jubel sorgte dafür, dass die Störgeräusche der angemeldeten Gegendemonstration untergingen.

Als Überraschungsgast präsentierte der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel „Werner-Erfinder“ Rötger Feldmann alias Brösel, der sich zu einem rot-grünem Politikwechsel bekannte. Mit einem „Werner-Wahlplakat“ und einer Flasche Bier warb er stilecht für einen Kanzler Steinbrück. Es laufe etwas in dem Land auseinander, sagte Brösel nachdenklich, das habe ihn dazu bewogen sich mit seinem „Sohn“ Werner in der Politik zu engagieren.

Zum Konzert von Roland Kaiser war die Meile am Sonntag noch einmal voll. Schließlich war das Wetter wieder gut, so dass zum Abschluss eine Gesamtzahl von 500.000 Besuchern an den zwei Tagen bekannt gegeben werden konnte.

„Wir haben viele neue Mitglieder geworben und jeder mit dem ich gesprochen habe, fand das Fest gelungen“, resümierte Gabriel am Montag nach dem Fest: „Viele Leute fahren jetzt wieder in ihre Wahlkreise und sind für den Wahlkampf motiviert. Die Wahl ist noch nicht entschieden und die SPD wird kämpfen.“

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