Dem Frieden eine Chance geben

Ostwestfalen-Lippe/Jerusalem/Nahariya. Gespannte Ruhe, Resignation, aber auch zarte Ansätze neuer Friedensinitiativen – das waren die Eindrücke, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer elfköpfigen Delegation der Jusos aus OWL auf ihrer Begegnungsreise Anfang des Monats im Nahen Osten gewonnen haben. In zahlreichen Gesprächen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft bot sich den Nachwuchspolitikern ein vielschichtiges Bild der Lage in der Nahost-Region. So trafen die Genossinnen und Genossen in Jerusalem unter anderem mit dem aus Herford stammenden Pfarrer Michael Wohlrab zusammen, der in Jerusalem gemeinsam mit seiner Frau Ulrike das Evangelische Pilger- und Begegnungszentrum der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberg leitet.

In Bethlehem diskutierten sie mit dem Regionalkoordinator Nahost des Forums Ziviler Friedensdienst, Rainer Zimmer-Winkel. Ein besonderes Highlight stellte die Gründungssitzung des SPD-Auslandsortsvereins in Jerusalem dar, der die Ostwestfalen als Gäste bewohnten.

„Wir haben während unserer Reise die gesamte Spannbreite und Komplexität des politischen und religiösen Konfliktes erfahren,“ erklärt Delegationsleiter Christian Obrok. „Trotz zahlreicher Rückschläge dürfen die Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft um einen dauerhaften Frieden nicht aufgegeben werden. Die Jusos beteiligen sich seit vielen Jahren aktiv am interkulturellen Friedensdialog und verfügen mit dem Willy-Brandt-Zentrum in Jerusalem über ein beispielhaftes trinationales Haus der Begegnung. Die gute Kooperation mit den israelischen und palästinensischen Partnern ist ein kleiner, aber wichtiger Lichtblick im schwierigen und langwierigen Friedensprozess.“

Während ihres Aufenthaltes in der Bielefelder Partnerstadt Nahariya, kam es für die Gruppe zu einem herzlichen und sehr bewegenden Zusammentreffen mit Andreas Meyer. Der nunmehr 86-jährige, gebürtig aus Rheda stammende „Jecke“, war 1935 mit seiner Familie vor den Nazis in das damals noch zum britischen Mandatsgebiet gehörende Palästina geflohen. Er gehört damit zur Gründergeneration, der ursprünglich von deutschen Emigranten erbauten Stadt Nahariya, die im vergangenen Jahr während der kriegerischen Auseinandersetzungen durch die ummittelbare geographische Nähe zum Libanon von zahlreichen Raketen getroffen wurde.

Gemeinsam mit Galia Mor, der Öffentlichkeitsreferentin des Bürgermeisters von Nahariya, sprachen die Jusos über eine Intensivierung der partnerschaftlichen Beziehungen, speziell auf der Ebene der jungen Generation beider Länder. Ingo Stucke, Mitglied der Partnerschaftskommission der Stadt Bielefeld, regte eine neue Projektidee an: „Das mit Bielefelder Hilfe freigelegte byzantinische Mosaik in Nahariya könnte noch attraktiver präsentiert und touristisch genutzt werden. Hier könnten deutsche Freiwillige einen Betrag leisten, damit aus antiken Steinen lebendige Steine der Völkerfreundschaft und Versöhnung werden.“