„Ein Netto-Skandal der eigentlich ein Brutto-Skandal ist“

Der stellv. Vorsitzende der Jusos Minden-Lübbecke Jens Vogel, zum angeblichen „Nettolohn-Skandal“ einer großen deutschen Boulevard-Zeitung

Vor einigen Tagen konnten die Leser der Boulevardzeitung mit den vier großen Buchstaben auf der Titelseite folgendes lesen: „Nettolöhne – So niedrig wie vor 20 Jahren“ bzw. „Netto-Skandal – Wieso gibt der Staat nichts vom Aufschwung ab?“ und im folgenden Artikel nannte der verantwortliche Autor Zahlen des Arbeits- und Sozialministeriums aus den Jahren 1986 und 2006.

Der Autor verglich diese (obwohl man diese Daten nicht miteinander vergleichen kann, da das Datenmaterial aus 1986 nur die westdeutschen Beschäftigten erfasste und das 2006er-Datenmaterial die gesamtdeutschen Beschäftigen mit den niedrigen Ostlöhnen erfasst, die das Durchschnittslohniveau drückt) und kam zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass die Nettolöhne von 2006 die Höhe von 1986 hatten und machte dies zu einen „Netto-Skandal“, der eigentlich ein „Brutto-Skandal“ ist, so Jens Vogel, der stellv. Vorsitzende der Jusos Minden-Lübbecke.

Die „Bild“-Zeitung behauptet dass die Arbeitnehmer immer weniger Geld in ihrer Tasche haben, weil der Staat ihnen immer tiefer in die Tasche greift, aber dies ist falsch, so Jens Vogel weiter und weist daraufhin, dass die Abgabenbelastung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zurückgegangen sind, denn der Gesamtsozialversicherungsbeitrag ist erstmals seit 1995 unter 40 Prozent gesunken und auch die Einkommenssteuer ist in den vergangenen Jahren nicht erhöht, sondern gesenkt worden.

„Wieso haben wir dennoch weniger in der Tasche?“

Diese Frage werden sich die Arbeitnehmer zu Recht stellen, so Jens Vogel und verweist auf die Reallohnentwicklung der letzten Jahre: “In den letzten Jahren mussten die deutschen Arbeitnehmer als einzige in Europa sinkende Reallöhne hinnehmen“, erläutert Jens Vogel und nennt als Ursache die Lohnabschlüsse der letzten Jahre, die zum Teil unter der Inflationsrate lagen und sowie Arbeitszeitverlängerungen ohne Lohnausgleich – Der Schuldige ist, nicht wie von der „Bild“-Zeitung behauptet wird, der Staat, sondern die Wirtschaft die die schwachen Gewerkschaften, in den letzten Jahren, zu niedrigen Lohnabschlüssen bzw. Nullrunden gedrängt haben.

Damit die Menschen wieder mehr Geld in ihren Taschen haben, brauchen wir Lohnerhöhungen, die sich an den Inflation und der Produktivität orientieren und vor allem brauchen wir einen Mindestlohn, der Lohndumping verhindert und die Menschen vor Armut schützt, so Jens Vogel abschließend.