„Atomkraft ist sicher“ – Aber auch Erdbebensicher?

Blogartikel von Jens Vogel
Dieses Jahr jährt sich die Tschernobyl-Katastrophe zum 25 mal und schon damals stellte man sich nach der Katastrophe die Frage ob die Atomkraft sicher sei. Die Atomlobby begann sofort mit ihrer Werbekampagne um die deutschen Atomkraftwerke (AKW) als die sichersten der Welt darzustellen und auch die Union und die FDP sprangen auf den Atomzug auf – Und wollten an der Atomkraft festhalten.

Schwarz-Gelb kritisierten den Ausstieg immer wieder und kündigten einen Ausstieg vom Ausstieg an. Dieses Versprechen lösten Bundeskanzlerin Merkel und ihr Umweltminister Röttgen ein und verlängerten, trotz großer Kritik aus der Bevölkerung, die Laufzeiten der Altreaktoren und reduzierten sogar die Sicherheitsauflagen. Schwarz-Gelb und die Atomlobby blieben bei ihren Werbeslogan für die Atomkraft, dass die deutschen Atommeiler sicher seien.

Aber sind die deutschen Atommeiler wirklich sicher? Eins ist klar, dass in Deutschland uralte Meiler am Netz sind, die zwar immer wieder aufgerüstet wurden, aber der ehem. Vattenfall-AKW-Konstrukteur Lars-Olov Höglund machte immer wieder deutlich, dass man alte Atomkraftwerke irgendwann nicht mehr aufrüsten und damit die Sicherheit sicherstellen kann – Man darf nicht vergessen in Atomkraftwerken wirken hohe Kräfte auf das Material. Auch ist der Mensch ein hohes Sicherheitsrisiko, wie Tschernobyl oder die Probleme in Forsmarkgezeigt haben.

Am 11. März 2011 blieb in Japan plötzlich die Zeit stehen, ein Mega-Erdbeben erschütterte das Land und führte zu großen Zerstörungen und vielen Todesopfern und sorgte dafür, dass in einen Atommeiler ein Brand ausbrach und im AKW Fukushima I und Fukushima II die Notstromsysteme versagten und damit auch das Kühlsystem.

Zu diesem Zeitpunkt, wo ich meinen Blogartikel schreibe, droht eine Kernschmelze bzw. ntv berichtet, dass im Reaktor I von Fukushima I diese bereits abläuft, darauf könnte der Austritt von Cäsium aus dem Reaktor hinweisen (Update: Die Meldungen über eine Kernschmelze im Reaktor sind widersprüchlich, während Medien von einer Kernschmelze berichteten, widersprach die japanische Regierung diesen Darstellungen. Stunden zuvor ist es zu einer Explosion im AKW gekommen. Der Fernsehsender NHK hatte kurz nach der Explosion gemeldet, dass das Reaktorgebäude beschädigt wurde).

Der Bau und Betrieb von Atomkraftwerke in Japan unterliegen, nach dem Beben in Kobe, hoher Sicherheitsbestimmungen, da sich Japan im Pazifischen Feuerring befindet, mit hoher Vulkan- und Erdbebenaktivität. Allerdings sind die AKW´s nur für Erdbeben der Stärke 8,2 ausgelegt und diese Stärke wurde beim Hauptbeben überschritten. Das Problem lag allerdings nicht bei der Auslegung anhand der Bebenstärke, sondern die Sicherstellung der Strom- und Notstromversorgung – Diese versagte und damit auch die Kühlsysteme.

Nun stellt sich die Frage ob deutsche Atommeiler überhaupt Erdbeben sicher sind. Die Bundesregierung beschwichtigt und sagt, dass die 17 deutsche Meiler gegen die bei uns zu erwartenden Erdbeben ausgelegt seien. Was bedeutet das?  Sind die Atomkraftwerke auch gegen Beben, wie gestern in Japan ausgelegt oder nur gegen mittlere Beben? Oder gar keine Auslegung für Erdbeben, weil sie in einem erdbebensicheren Gebiet errichtet wurden?

Professor Dr. Eckhard Grimmel vom Institut für Geographie der Uni Hamburg kommt in einenVortrag zu dem Ergebnis, dass die deutschen Atomkraftwerke zum Teil gar nicht oder nur für schwache bis mittlere Erdbeben ausgelegt seien, aber nicht für schwere Erdbeben.

Man darf auch nicht vergessen, dass die möglichen Erdbebenstärken, auf denen man die Auslegung abstimmt, nur statistisch errechnet werden. In Japan kam man nach statistischen Berechnungen auf eine mögliche Erdbebenstärke von 8,2 auf der Richterskala.

Die Erdbebenkatstrophe von Japan und damit die Gefahr eines GAU´s macht deutlich wie gefährlich die Errichtung von Atomkraftwerken in Erdbebengebieten ist. Aber man darf bezweifeln, dass die Atomlobby und an Atomkraft interessierte Länder sich davon abhalten lassen in Erdbebengebieten weitere Atomkraftwerke zu errichten – So auch in Europa, so soll das geplante bulgarische Atomkraftwerk Belene, in einen Erdbebengebiet errichtet werden – Derzeit ruht der Bau, da die bulgarische Regierung den Bau nicht alleine finanzieren kann bzw. will.

Anstatt sich weiter vor den Karren der Atomlobby spannen zu lassen, soll Schwarz-Gelb einen Wechsel in der Energiepolitik vollziehen und den Ausstieg aus dem Ausstieg rückgängig machen und endlich die erneuerbare Energieformen zu fördern, damit Deutschland unabhängig von allen fossilen Brennstoffen und auch von Uran-Material wird. Die Atomkraft ist keine Brückentechnologie zu einer erneuerbaren Energieversorgung, sondern behindert diese nachweislich.

Innerhalb von wenigen Stunden scheint der Bundesumweltminister Röttgen (CDU) seine Meinung geändert zu haben, während der Minister am Vormittag die Gefahr für deutsche Atomkraftwerke noch herunterspielte und eine neue Debatte über die Atomenergie eine Absage erteilte, sagte er am Nachmittag gegenüber WDR 2, dass man über „die Atomgefahren neu nachdenken müsse“.